Samstag, 11. April 2020 – The Lockdown Diaries – Tag 27

Maskenball

jetzt muss man für einen anständigen Maskenball nicht mal mehr nach Venedig reisen. In der letzten Zeit ist es nämlich immer klarer geworden, dass einfache Masken beim Ausstieg aus dem Lockdown eine wesentliche Rolle spielen könnten (s. auch Tag 14). Sie schützen zwar eher die anderen vor unseren ausgeatmeten Keimen, als uns selbst. Wenn jedoch alle sie tragen, sind auch alle einigermassen geschützt.

Wer auf Nachhaltigkeit Wert legt, kommt um wiederverwendbare Stoffmasken wohl nicht herum. Auch mir schienen diese eine tolle Sache, nur sah ich mich nicht an der (nicht vorhandenen) Nähmaschine arbeiten, und die improvisierten Masken aus Haushaltspapier und Gummibändern, naja, Schwamm drüber!

Dank eines Hinweises der Autorin Fatima Vidal bin ich dann auf die Stoffmasken gestossen, welche von der Apotheke Wetzikon-Kempten vertrieben werden [1]. Hergestellt werden sie von selbständigen Näherinnen, welche so versuchen in der Krisenzeit über die Runden zu kommen. Fatima hat auf ihrem lesenswerten 100 Frauen Blog zwei Interviews dazu veröffentlicht [2] und [3].

Heute Samstag entschliesse ich mich zum ersten Selbstversuch. Ich nehme die eine Maske, in ein frisches, heiss gebügeltes Taschentuch gewickelt mit zum Coop in Sihlcity. Im vergleichsweise menschenleeren Einkaufszentrum ziehe ich die Maske an, und geselle mich zur Schlange am Eingang des Geschäfts. Schon interessant, dass der Zählungs- und Einweisungsbeauftragte sich anscheinend nicht zur menschlichen Rasse zählt, und mit den Distanzen mitunter etwas salopp umgeht. Sei's drum, er muss ja hier den ganzen Tag aufpassen.

Auch wenn ich für meine Verhältnisse früh aufgebrochen bin, ist es dann im Coop selber trotzdem ein wenig voll – für Corona-Verhältnisse. Klar, ist ja auch Ostersamstag. Mit etwas vorausschauendem Gehen, kommt man aber einigermassen aneinander vorbei. Ich sehe auch ein paar andere Masken. Besonders der eine Kunde mit dem weissen Cowboytuch sahr sehr verwegen aus. Bei anderen muss man schon mal ein paar Minuten geduldig sein, bis sie sich für eine spezifische Packung Eier entschieden haben.

Zunehmends wird mir bewusst, dass ich für die Gelegenheit etwas zu warm angezogen bin. Die Brille beschlägt in schnellem Rhythmus, und so langsam beginnen kleine Schweissperlen unter der Maske zu kitzeln, was meine Geduld um ein µ (my) verringert. Sei's drum. Draussen bin ich jedenfalls sehr froh, die Maske wieder auszuziehen. Wie würde sich das wohl an den heisseren Tagen entwickeln, welche bestimmt schon im Anmarsch sind? Eieiei, das kann ja heiter werden! Am besten noch ein wenig üben...

Links

[1] https://www.medischick.com
[2] http://100frauen.ch/masken-aus-dem-zuercher-oberland%ef%bb%bf/
[3] http://100frauen.ch/mundschutzmasken-schweiz

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